Der Name „Forum für Computer-Geschichte“ unseres Vereins steht stets im Schatten des Computermuseums. Das ist OK, denn das Museum ist unser bisher einziges, greifbares Projekt. Aber es gibt Vieles, was den Begriff „Computer-Geschichte“ definiert. Hier ein kleines Beispiel:
Am 14.07.2015 gegen 13:50 Uhr erreichte die Raumsonde „New Horizons“ ihre dichteste Annäherung an den Zwergplaneten Pluto (mehr unter www.nasa.gov, u.a.). Viele haben dieses Ereignis live begleitet (ich kam daher zu spät ins Büro). Nun ist es so, dass die Sonde rund neun Jahre unterwegs war. Ihre Technik ist daher natürlich nicht mehr „up to date“, was sich viele aber nicht bewusst machen! Daher hat ein Radiomoderator am Abend des 14.07. erklärt, welche Ereignisse sich an diesem Tag vor neun Jahren abgespielt haben.
Und er hat erklärt, was wohl wäre, wenn die damals aktuelle Technik in der Sonde verbaut worden wäre! Was hat er geglaubt? „Area-51-Technik“?? Nööö. Das „Neueste vom Neusten“?? Nöö. Er hat sich schwer geirrt! Nein, es wurde NICHT die Technik von vor zehn Jahren eingebaut. Sondern Technik von vor 20 Jahren!!!
Der Bordcomputer der „New Horizons“ läuft auf einem „Mongoose-V“-Prozessor! Das ist eine Weiterentwicklung des MIPS R3000! Dieser kam 1988 auf den Markt. Er besitzt 110.000 Transistoren (AMD Phenom II: 300.000.000). Die Taktrate beträgt 12 MHz (AMD Phenom II: 4x 3200 MHz). Es ist ein 32-Bit-Prozessor.
Das heißt, vor fast zehn Jahren wurde Technik von vor 17 Jahren eingebaut! Warum? Weil man sie kannte! Entweder war die CPU fehlerfrei konstruiert, oder die Fehler waren bekannt und konnten umgangen werden. Darüber hinaus brauchte es einige Zeit, die CPU weltraumtauglich zu machen (Strahlung!).
Ein kleiner Vergleich zum Bordcomputer der Apollo 11 sei hier angebracht. Denn dieser konnte die zwei Astronauten genau so sicher zum Mond bringen, wie es ein 12-MHz-32-Bit-Rechner schafft, eine Raumsonde zum Pluto zu lenken!
Alt ist also nicht immer schlecht…
PHOTO CREDIT: NASA or National Aeronautics and Space Administration